Einfach mal ausschalten

Einfach mal ausschalten: Digital Detox

Digital Detox

Längst spielen Smartphones eine nicht mehr wegzudenkende Rolle in unserem Alltag: wir werden von ihnen geweckt, lesen auf ihnen die ersten Nachrichten des Tages, kommunizieren über sie mit Freunden und Familie, treiben uns in sozialen Netzwerken herum, hören Musik, messen unsere Trainingserfolge, buchen unsere Bahntickets und und und. Der Nutzenfaktor ist riesig: Smartphones erleichtern unseren Alltag enorm und lassen uns Zeit sparen, indem Dinge mit nur wenigen Klicks erledigt werden können. War man früher noch aufgeschmissen, wenn man spätabends in einer fremden Stadt landete, findet man heute dank diverser Kartendienste schnell den richtigen Weg.

Dennoch birgt die Smartphone-Nutzung nicht zuletzt durch soziale Netzwerke auch ein gewisses Suchtpotential. Neue „Freunde“ und „Gefällt mir“-Angaben aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn und wir sind ständig auf der Suche nach sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit. Die Diskussion, wann die Handynutzung gesund und wann ungesund ist, wird hierzulande schon länger geführt und hat nun auch die Technologie-Experten im Silicon Valley erreicht: war lange Zeit die Priorität, die Nutzer durch die Ausgestaltung der App möglichst lange in ihr zu halten, kehrt nach und nach ein Umdenken ein und es wird verstärkt an Möglichkeiten zur Selbstüberwachung der eigenen Smartphone-Nutzung gearbeitet.

Der Computerwissenschaftler David Levy aus Seattle sagt, dass die eigene Smartphone-Nutzung letztlich ein Spiegel unser Selbst sei. Man solle sein Nutzungsverhalten also nicht bloß überwachen, sondern vor allem aus den Erkenntnissen lernen und schauen, was es über uns und über unser Leben sagt. Er fordert einen bewussteren Umgang mit digitalen Medien. Statt sie konsequent zu verbannen, schlägt er stattdessen vor, zu überlegen, wie sie uns auf dem Weg zu einem erfüllten Leben behilflich sein können.

Und das können sie, denn die Liste der Vorteile ist lang. Nie war es so einfach, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, wie heute. Dennoch kommt es auf den richtigen Umgang an. Wir müssen aufpassen, uns nicht zu sehr von unserem Smartphone einnehmen zu lassen, ihm nicht die Macht über unser Wohlbefinden zu geben und ihm vor allem nicht so viel Lebenszeit zu schenken, wie wir es häufig tun. Daher ist es wichtig, regelmäßige digitale Auszeiten einzulegen, und sich selbst Zeiten zu setzen, in denen man bewusst „nein“ zur Technologie und „ja“ zur analogen Umwelt sagt.

Um diesem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen, haben wir hier sechs kleine Veränderungen  gesammelt, die uns dabei geholfen haben, „Digital Detox“ mehr in unseren Alltag einzubauen – vielleicht ist ja auch für Dich etwas dabei!

 

Lass das Handy morgens Handy sein!

Viele kennen es: der erste Griff nach dem Aufwachen geht zum Handy. E-Mails checken, Nachrichten beantworten, durch Instagram und Facebook scrollen. Doch damit nehmen wir uns die Möglichkeit, morgens erstmal bei uns selber anzukommen, in Ruhe wach zu werden, zu schauen, wie wir uns fühlen und was alles ansteht am Tag. Stattdessen legen wir unseren Fokus direkt auf die äußere Welt, lassen tausende Informationen auf uns einprasseln und beschäftigen uns eher mit dem, was wir über Nacht verpasst haben, als mit dem Hier & Jetzt. Daher: Lass Dein Smartphone probehalber morgens erst einmal aus, nimm Dir mindestens eine halbe Stunde oder Stunde, in der Du aufstehst, duschen gehst, Dir einen Kaffee kochst und im Tag ankommst, bevor Du Dich um den „digitalen Rest der Welt“ kümmern kannst.

 

Kein Smartphone mehr vor dem Schlafengehen

So wie viele morgens als erstes aufs Handy schauen, geht auch der letzte Blick am Tag oftmals noch genau dorthin. Das hindert uns aus mehreren Gründen an einem erholsamen Schlaf. Gegen das Blaulicht, das unserem Gehirn vermittelt, es sei noch Tageszeit, wodurch die Ausschüttung von Schlafhormonen unterbrochen wird, wurden mittlerweile entsprechende Filter entwickelt. Dennoch kommen wir innerlich nicht ausreichend zur Ruhe, wenn wir uns bis zur letzten Minute des Tages in der digitalen Welt herumtreiben. Empfehlenswerter ist es, mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen das Smartphone auszustellen, um noch genügend Zeit zu haben, herunterzukommen und den Tag nur für sich zu reflektieren und abzuschließen. 

 

Mobile Daten einfach mal auslassen

Es kann sehr entspannend sein, an manchen Tagen die mobilen Daten einfach komplett ausgeschaltet zu lassen – oft fällt es gar nicht auf, da wir an vielen Orten mittlerweile W-LAN haben, zuhause sowieso, aber auch im Büro oder bei Freunden. Nur wenige Informationen sind so wichtig, dass wir sie auch auf dem Weg von A nach B schon empfangen müssen. Und eine Bahnfahrt wird zu einem ganz anderen Erlebnis, wenn wir nicht ins Smartphone vertieft sind, sondern aus dem Fenster schauen oder vielleicht sogar ein Gespräch mit unserem Sitznachbarn beginnen.

 

Stoppe kurz, bevor Du Dein Handy in die Hand nimmst

Häufig erwischen wir uns dabei, wie wir eigentlich an einer Sache arbeiten und sobald wir für einen kurzen Moment nicht weiterkommen oder unterbrochen werden, geht die Hand schon ganz automatisch zum Smartphone – kurz schauen, ob eine Nachricht gekommen ist, ob ein neues Bild gepostet wurde, etc. Doch aus diesem „kurz“ werden auch schnell mehrere Minuten und unser Arbeitsfluss ist komplett unterbrochen. Trainiere Dich also darin, wenn Du merkst, dass Du zum Handy greifen willst, innezuhalten und 5 Sekunden lang zu überlegen, was genau Du dort tun möchtest und warum Du gerade Dein Handy brauchst. Meistens fällt uns dann kein Grund ein und wir widmen uns weiter unserer eigentlichen Aufgabe.

 

Schluss mit dem ständigen Aufleuchten und Bing!‘s

Sobald es aufleuchtet oder einen Ton von sich gibt, ist es oft vorbei mit der Konzentration und die Aufmerksamkeit folgt dem Handy. Wenn wir ehrlich sind, sind jedoch die wenigsten Nachrichten so wichtig, dass sie einer direkten Reaktion bedürfen, gerade, wenn es sich nur um Neuigkeiten von Facebook & Co. handelt. Da wir das Gerät sowieso regelmäßig in die Hand nehmen, um zu schauen, ob es etwas Neues gibt, haben wir es als sehr befreiend empfunden, offensive Benachrichtigungsreize abzustellen und uns dadurch ein Stück Kontrolle zurückzuholen: wir selbst bestimmen, wann wir Nachrichten empfangen und aufnehmen möchten, und nicht das Smartphone.

 

Smartphone-freie Zone im Urlaub

Im Urlaub wollen wir zur Ruhe kommen, entspannen und den Alltag für ein paar Tage vergessen. Wir entscheiden uns bewusst dafür, mit wem wir verreisen oder ob wir alleine fahren. Benötigen wir also zwangsweise unser Smartphone während der Reise? Müssen wir auch im Urlaub ununterbrochen erreichbar sein? Nein! Es wäre also einen Versuch wert, das Handy mal für ein paar Tage ausgeschaltet zu lassen – oder wenigstens das Internet auszustellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, so noch besser abschalten zu können und den Urlaub viel bewusster zu genießen.

 

Wie Ihr seht: das Ziel muss und soll es gar nicht sein, Smartphones komplett aus unserem Leben zu streichen. Es geht vielmehr darum, die eigene Nutzung zu hinterfragen und für einen selbst zu entscheiden, welche Rolle das Handy im Alltag spielen soll und wie ein bewussterer Umgang gelingen kann. Das darf bei jedem anders aussehen, wir wollen Euch lediglich durch unsere eigenen Erfahrungen Anregungen mit auf den Weg geben!