Themenreihe Stress (Teil 2)

Ursachen & Vermeidung

Stressfrei durch den Herbst

Es ist Herbst. Nach der Ayurveda-Lehre die Jahreszeit der Vata-Konstitution, also die luftige, windige, unruhige Jahreszeit. Das führt bei uns Menschen dazu, dass viele sich gestresster als üblich fühlen. Insbesondere nach dem Sommer, der uns viele sonnige Tage und laue Abende im Freien beschert hat, an denen es um nichts ging außer das Leben unbeschwert zu genießen.

Damit Du es nun auch in diesem Herbst schaffen kannst, mehr Auszeit-Gefühle in Deinen Alltag zu integrieren und Stress gekonnt zu vermeiden, möchten wir Dir in einer zweiteiligen Themenreihe das Thema Stress näherbringen. Im ersten Teil ging es bereits um die verschiedenen Arten und Symptome von Stress. Der zweite Teil handelt nun von den Faktoren, die Stress im Alltag auslösen und darum, wie Du Stress wieder loswerden oder noch besser direkt vermeiden kannst. Dabei soll es nicht um die Dinge gehen, die bei fast allen Menschen gleichermaßen Stress auslösen, wie zum Beispiel der Tod eines Angehörigen, eine Trennung, Krankheit oder Kündigung, sondern um den alltäglichen Stress - ob im Job, zu Hause oder in der Freizeit.

 

Stress ist etwas vollkommen Individuelles. Was der eine als stressig empfindet, mag für den anderen noch weit von Stress entfernt sein. Wann Gefühle von Stress und Überforderung entstehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die grundsätzlich in äußere und innere Auslöser unterschieden werden.

Zu äußeren Auslösern gehören bereits oft als Nebensächlichkeiten abgetane Dinge wie die räumliche Umgebung im Sinne von (Un-)Ordnung, Temperatur, Lärmbelästigung und sinnliche Reize. Ist es uns zu warm oder zu kalt, zu laut und unruhig oder sind wir von zu vielen Reizen wie Lichtern, Tönen und Gegenständen umgeben, kann dies Stress in uns auslösen. Auch eine falsche Sitzhaltung macht uns anfällig für Stress.

Einfacher zurückzuführen ist Stress auf äußere Begebenheiten wie eine Vielzahl an Verpflichtungen, Aufgaben und Terminen. Auch ständige Erreichbarkeit, zu viele Anrufe und E-Mails sowie die allgemeine Informationsflut im digitalen Zeitalter werden häufig als Stressoren bezeichnet.

Dennoch ist es immer von persönlichen Faktoren abhängig, ob äußere Faktoren Stress auslösen. Während der eine problemlos zwei Jobs, Familienleben, Freunde, Sportverein und ein Ehrenamt unter einen Hut bekommt, hadert der andere schon mit einem Job und Partnerschaft. Es kommt also weniger auf die tatsächlichen äußeren Faktoren an, sondern vielmehr auf die persönliche Wahrnehmung davon. Stress entsteht durch das Zusammenspiel der Bewertung einer Situation und der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Wenn dabei eine Diskrepanz entsteht, fühlen wir uns gestresst. Wir haben dann das Gefühl, der Situation nicht gewachsen zu sein und sie nicht unter Kontrolle zu haben.

Äußere Faktoren sind also selten der eigentliche Auslöser von Stress. Dieser liegt meist in inneren, psychischen Faktoren begründet.

Diese können sich in Perfektionismus, großem Ehrgeiz, dem ständigen Streben nach Anerkennung und Wertschätzung oder einem schlechten Zeitmanagement äußern. Auch die mangelnde Delegationsfähigkeit, die dazu führt, dass wir Aufgaben nicht oder nur schwer abgeben können, sowie eine mangelnde Fähigkeit zum Nein sagen sind Faktoren, die Stress hervorrufen können.

Oft ist eine Angst vor Ablehnung oder vor dem eigenen Scheitern die tieferliegende Ursache von alldem. Wir befürchten, etwas oder anderen nicht gerecht werden zu können und dadurch an Ansehen zu verlieren.

Solange diese Angst und die dahinterliegenden Glaubenssätze nicht aufgelöst werden, ist es schwierig, Stress langfristig aus dem eigenen Leben zu verbannen.

Erste wichtige Schritte können und dürfen dennoch sein, zunächst die äußeren Faktoren, die Stress in Dir auslösen, zu identifizieren und beseitigen. Schaffe Dir ein Raumklima, in dem Du Dich wohlfühlst, in dem Ordnung herrscht und wo Du die Ruhe bekommst, die Du für Deine Aufgaben benötigst. Dazu ist es völlig okay, das Handy zwischendurch auszuschalten, E-Mails nur zu festen Zeiten zu checken und Kollegen zu sagen, dass Du Dich gerade konzentrieren musst und möchtest. Übe Dich zudem darin, Termine abzusagen, die nicht zwingend notwendig sind oder zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden können. Und hast Du mal probiert, einfach nicht ans Telefon zu gehen und stattdessen dann zurückzurufen, wenn es besser in Deinen Zeitplan passt? So kannst Du Dir Stück für Stück wieder mehr Kontrolle über Deinen Tag verschaffen.

Zudem sind erholsame Pausen von enormer Bedeutung – egal von was. Achte darauf, dass Du feste Ruhepausen in Deinen Tag einbaust und stehe regelmäßig auf, um Dich zu bewegen und bestenfalls frische Luft zu schnappen. Ebenfalls sinnvoll sind kurze Auszeiten am Wochenende, in denen Du Deine gewohnte Umgebung gegen Natur pur eintauschst und so den Kopf von allem Alltagsballast befreien kannst.

Sobald Du Dir durch verschiedene kleine Schritte wieder etwas Raum geschaffen hast und etwas mehr innere Ruhe verspüren kannst, solltest Du dennoch überlegen, welche inneren Faktoren bei Dir Stress auslösen oder zumindest begünstigen. Vielleicht schaffst Du es, Dir ein Mindset zu errichten, das die kleinen Dinge nicht zu wichtig nimmt, das Dir Fehler erlaubt, Dich vertrauen lässt und an Deine eigenen Fähigkeiten glaubt. Ein wichtiges Mittel auf diesem Weg ist Achtsamkeit, und Achtsamkeit beginnt damit, die Dinge so anzunehmen wie sie sind, ohne sie zu bewerten. Versuche also, Situationen und Umstände nicht direkt als stressig zu bewerten, sondern akzeptiere sie erst einmal so, wie sie sind und setzte Dich nicht zu sehr unter Zeit- und Leistungsdruck. Am Ende sind wir nur Menschen und müssen und können nicht immer perfekt funktionieren.

Um es auf den Punkt zu bringen: Stress ist eine Volkskrankheit. Fast jeder fühlt sich regelmäßig gestresst und unter Druck gesetzt. Der heutige Lebensstil, die Arbeitswelt, Digitalisierung und die Schnelllebigkeit der Gesellschaft tragen einen großen Teil dazu bei. Das ist uns bewusst. Aber: Stress beginnt und endet im Kopf. Nicht immer können wir an unserer äußeren Situation etwas ändern. Wir können aber häufig etwas daran ändern, wie wir über unsere Situation denken und neu entscheiden, ob wir uns stressen lassen wollen oder nicht.