Minimalismus und Achtsamkeit

Was Minimalismus mit Achtsamkeit zu tun hat

Minimalismus und Achtsamkeit

Die Vorweihnachtszeit wird schnell zu einer Zeit des Konsums: In den Innenstädten herrscht ein dichtes Gedränge von Menschenmassen auf der Suche nach den besten Angeboten und Last-Minute-Geschenken, die Supermärkte quirlen über vor Schokolade in Nikolausform, Lebkuchen und Glühwein, überall gibt es glänzend verpackte Geschenkesets und auf den Weihnachtsmärkten werden meist jedes Jahr dieselben Kerzen, Ausstechförmchen, Körnerkissen und Wollmützen angeboten.

Durch diesen „weihnachtlichen Überfluss“ geht die Besinnlichkeit ebenso verloren wie der eigentliche Sinn des Schenkens. Wir widmen uns diesen Monat deshalb einem ganz gegensätzlichen Thema: dem Minimalismus.

Beim Minimalismus geht es darum, die eigenen Besitztümer auf ein persönliches Minimum zu beschränken. Durchschnittlich besitzt ein Deutscher 10.000 Gegenstände, wirklich brauchen wird er mit Sicherheit nicht alle davon. Das Ziel im Minimalismus ist daher, nur noch die Dinge zu besitzen, die wirklich benötigt und benutzt werden oder an denen ein persönlicher Wert hängt. Nicht mehr Benötigtes wird gespendet oder verkauft und kaputte Dinge nach Möglichkeit repariert statt ersetzt. Das minimalistische Denken kann von materiellen Gegenständen auch noch auf ungesunde Beziehungen und unnötige Aufgaben ausgeweitet werden.

Doch wodurch kann Minimalismus uns zu einem achtsameren Leben verhelfen?

Eine minimalistische Lebensweise soll dazu anregen, sich kritisch mit Konsum vs. Verzicht auseinanderzusetzen, sich dem Wert von Dingen wieder bewusst zu werden und zu erkennen, was einem selbst im Leben wirklich wichtig ist. Es handelt sich um eine Lebensweise, die dazu führt, sich intensiver mit seiner Umgebung zu beschäftigen und Ballast zu erkennen, um sich dann von diesem zu befreien.

Denn schließlich müssen wir uns um all unsere Besitztümer auch kümmern, sie pflegen, entstauben, instand halten. Umso weniger wir besitzen, umso weniger Zeit geht verloren. Außerdem sorgen weniger Dinge in unserer Wohnung automatisch für mehr Ordnung und mehr Platz. Die T-Shirts fallen uns nicht mehr entgegen, wenn wir den Schrank öffnen, in der Schublade finden wir schneller, was wir suchen und überall liegt schlichtweg weniger herum. Das sorgt auch in uns für mehr Ruhe, da eine ordentliche Umgebung sich bekanntlich positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirkt. Häufig ist uns nicht bewusst, wie sehr der Überfluss in unserem Zuhause uns eigentlich belastet und wir merken erst nach dem Aussortieren, wie befreit wir uns fühlen.

Mehr Zeit und Raum durch Minimalismus

So schenken wir uns neuen Raum in uns selbst, der Kreativität und Lebensgeister weckt. Wir fühlen uns ausgeglichener und zufriedener und können uns zudem besser konzentrieren. Schließlich ist da weniger um uns herum, das uns ablenken oder unsere Zeit und Aufmerksamkeit stehlen könnte.

Die Zeit, die wir nicht mehr mit dem Konsumieren von Dingen verbringen, können wir von nun an anderweitig und qualitativer füllen: mit einem Buch, das wir schon immer mal lesen wollten, einem Spaziergang durch den Wald oder einem Kaffee mit guten Freunden. Wir haben wieder mehr Zeit für ein Hobby und können ein neues Talent entdecken. Dass Besitztümer der Schlüssel zum Glück sind, ist ein Irrglaube. Dass entspannte Zeit allein, mit wertvollen sozialen Kontakten oder mit Hobbys hingegen für Lebensqualität sorgt, ist in der Psychologie unumstritten.

Vielleicht hältst Du Dir das in dieser Weihnachtszeit immer wieder vor Augen und überlegst mehrfach, was Du wirklich brauchst und was vor allem auch die Menschen überhaupt brauchen, die Du beschenken möchtest. Geschenke müssen nicht immer materiell sein, Zeit ist doch viel wertvoller – vielleicht verschenkst Du in diesem Jahr ein gemeinsames Wochenende im Grünen oder einen Theaterbesuch?

Zum Abschluss noch eine kleine, aber bedeutsame Anmerkung: Der Minimalismus ist kein Wettbewerb darum, wer die wenigsten Gegenstände besitzt. Er soll Dich nur dazu anleiten, Dir Gedanken darüber zu machen, welche Dinge für Dich persönlich wichtig sind und welche nicht. Minimalismus soll zu Achtsamkeit verhelfen und Platz für das Wesentliche schaffen und nicht für neuen Stress sorgen, indem Du krampfhaft versuchst, Deine Besitztümer auf eine bestimmte Zahl zu beschränken.