Mit Deep Work zu mehr Konzentration

Wie wir in einer Welt voller Ablenkung produktiv arbeiten können

Mit Deep Work zu mehr Konzentration

Mehr als 60 % der Arbeitszeit entfallen heutzutage beim durchschnittlichen Angestellten auf digitale Kommunikation und Online-Suchen. Die Hälfte davon wird mit dem Schreiben und Lesen von E-Mails verbracht.

Wir sind ständig erreichbar und nahezu ununterbrochen prasseln Informationen auf uns ein. Hier noch kurz eine Mail beantworten, da noch schnell etwas im Internet nachgucken und zwischendurch eben bei Instagram oder Facebook schauen, was es Neues gibt. Währenddessen klingelt das Telefon und der Kollege am Nachbartisch hat auch eine dringende Frage.

Die Folgen unserer schnelllebigen, digitalisierten Welt

Das alles bleibt nicht ohne negative Auswirkungen auf unsere Geduld und Konzentrationsfähigkeit. Wir sind es gewohnt, schnelle Rückmeldungen zu bekommen und liefern diese daher auch an andere. Langeweile können wir kaum mehr aushalten, da wir sie gar nicht mehr wirklich kennen. Sich für längere Zeit ausschließlich einem bestimmten Thema mit voller Aufmerksamkeit zu widmen, ist für die meisten ein echter Ausnahmefall geworden.

Im Arbeitsalltag stellt uns diese Entwicklung vor besonders große Herausforderungen: Während Arbeitgeber und Kunden zunehmend erwarten, dass wir komplexe Aufgaben in möglichst kurzer Zeit in einer sehr hohen Qualität erfüllen, fällt es uns immer schwerer, die für diese Aufgaben nötige Konzentration aufzubringen.

Warum Konzentrationsfähigkeit so wertvoll ist

Es ist also wichtig, dass wir wieder lernen, uns besser zu fokussieren. Das Problem an den ständigen Unterbrechungen in unserer Arbeit liegt nämlich auch darin, dass unser Gehirn nie auf Knopfdruck da weiter machen kann, wo es aufgehört hat. Stattdessen brauchen wir bis zu 15 Minuten, um wieder in einen produktiven Zustand zu kommen.

Nur mit genügend Konzentration können wir die von uns geforderten Leistungen auch in der zur Verfügung stehenden Zeit erbringen. Konzentrationsfähigkeit dient also auch einem besseren Zeitmanagement.

Außerdem besteht die Gefahr, dass wir, wenn wir überwiegend nur noch mit wenig Aufmerksamkeit und oberflächlich an Dingen arbeiten, die Fähigkeit zur vollen Konzentration verlieren. 

Der amerikanische Professor Cal Newport unterscheidet in seinen Forschungen zwischen Deep Work und Shallow Work:

Deep Work bezeichnet dabei den Zustand, in dem man mit höchster Konzentration und ohne Ablenkungen an anspruchsvollen Aufgaben arbeitet.

Shallow Work umfasst weniger herausfordernde und oberflächliche Tätigkeiten, die weniger Aufmerksamkeit verlangen. Diese können auch nebenbei ausgeführt oder miteinander kombiniert werden.

Newport hält es für unerlässlich, dass wir den Großteil unserer Arbeit mit Deep Work füllen, um die besten Ergebnisse erzielen zu können. Wenn wir zum Beispiel an einen Sportler oder einen Chirurgen denken, so beantwortet der auch nicht auf dem Fußballfeld oder im OP-Saal noch schnell eine Anfrage – und wir sollten es auch nicht tun, wenn wir gerade eigentlich mit etwas anderem beschäftigt sind.

Wie gelangen wir in den Zustand von Deep Work?

Um in den Deep Work-Modus zu kommen, ist das oberste Gebot, sich abzuschotten: Entziehe Dich jeglichen potentiellen Störungsfaktoren, indem Du Dein E-Mail-Postfach schließt, Dein Telefon ausstellst, Dein Handy außer Reichweite aufbewahrst und ein Bitte-Nicht-Stören-Schild an Deine Tür hängst. Newport spricht von der sogenannten „Mönchsphilosophie“ – sich wie ein Mönch zurückzuziehen.

Das bedarf im Büro natürlich einiger Absprachen. Du solltest mit Deinem Vorgesetzten und auch Kollegen vorab über Dein Vorhaben sprechen und dann konkrete Zeitfenster definieren, in denen Du nicht gestört werden willst. Trag diese zur besserer Planung für das gesamte Team auch offiziell in den Kalender ein.

Vielleicht gefällt Deinen Kollegen die Idee sogar auch und ihr entscheidet, Deep Work für alle gleichermaßen als festen Bestandteil in die Arbeitstage einzubauen. Wenn sich das ganze Team gleichzeitig der puren Konzentration hingibt, ist dies auch viel leichter durchzuführen, da die Gefahr des „störenden“ Kollegen so gebannt ist.

Die Länge der Einheiten kann je nach Aufgabe variieren. Für den alltäglichen Gebrauch ist es sinnvoll, täglich wenige Stunden für Deep Work zu blocken. Bei umfangreichen Vorhaben kann es auch mal nötig sein, sich mehrere Tage bis Wochen zurückzuziehen, um mit höchstmöglicher Konzentration und Produktivität an einem Projekt zu arbeiten.

Bedenke, dass wir Gewohnheitstiere sind und unser Gehirn Wiederholungen braucht, bis es neue Gewohnheiten gelernt hat. Zwinge Dich also eine Zeit lang ganz bewusst zu regelmäßigen Deep Work-Phasen, bis Dein Gehirn diese neue Routine kennt und Du stets leichter in den Modus voller Konzentration gelangst.

Am Ende steht dann übrigens die Erholung: Unser Gehirn ist wie ein Muskel und nach Zeiten der Anspannung muss er als Ausgleich wieder entspannen. Gönn Dir also nach einer Deep Work-Einheit auf jeden Fall eine verdiente und wohltuende Pause.