Das Reisen nach Corona

Wie werden wir zukünftig Urlaub machen?

Wie werden wir nach der Corona-Pandemie Urlaub machen?


Lockdowns, Grenzschließungen, Quarantäneregelungen und Beherbergungsverbote haben das Reisen in weiten Teilen der vergangenen 12 Monate verhindert oder zumindest deutlich erschwert. Das stürzte nicht nur eine ganze Branche in eine Krise, sondern wirft auch die berechtigte Frage auf: Wie wirken sich die Erfahrungen der Corona-Pandemie auf unser zukünftiges Reiseverhalten aus? Kehrt in absehbarer Zeit alles zum Ausgangszustand zurück oder wartet eine nachhaltige Veränderung auf uns?

Wir haben uns angeschaut, was Zukunftsforscher über diese Fragen denken und die Erkenntnisse zusammengefasst.

 

Näher dran statt weiter weg

Bilder von gestrandeten Touristen in fernen Ländern und das Warten auf Rückholflüge haben sich fest in die Köpfe vieler Leute gebrannt. Fernreisen werden aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sektor sein, der sich erst spät von der Corona-Krise erholen wird.

Vielmehr ist davon auszugehen, dass Reisewillige sich in der Zeit nach der Pandemie vermehrt für inländische und regionale Ziele entscheiden werden. Kürzere Entfernungen ebenso wie ein vertrautes Gesundheitswesen sind die Antwort auf ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis der Menschen.

Das Zukunftsinstitut geht außerdem davon aus, dass die Wahl des Reiseziels wieder bewusster getroffen wird, als dies vor der Krise häufig der Fall war. Zum einen, weil Faktoren wie Sicherheit, Anbindung, Hygiene und Vertrauen wichtiger werden. Zum anderen, weil das Angebot zunächst noch deutlich geringer und der Überfluss an Urlaubsoptionen nicht gleich wiederhergestellt sein wird.

 

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit

Ein Trend, der sich schon vor Corona abgezeichnet hat, wird in Zukunft wahrscheinlich neuen Aufschwung erfahren: Slow Travel, oder auch die Kunst des langsamen Reisens. Anstatt spontan, kurzfristig und ziellos durch die Welt zu jetten und Punkte auf der persönlichen „Bucketlist“ abzuhaken, suchen mehr Menschen auch im Urlaub nach tiefgehenden, achtsamen Erfahrungen.

Die Monate des Lockdowns haben den Wert der Reisefreiheit verdeutlicht und uns gleichzeitig nähergebracht, wie wohltuend Entschleunigung sein kann. Der Leerlauf, mit dem wir von heute auf morgen konfrontiert wurden, hat uns dazu eingeladen, anders mit der Zeit umzugehen und uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Nicht wenige machten die Erfahrung, dass weniger Stress gleich mehr Erholung ist. Reiseforscher gehen davon aus, dass diese Erkenntnis sich auch in der Art des zukünftigen Reisens widerspiegeln wird.

 

Individuelle Erfahrungen statt Massentourismus

Veränderungen in den Denkmustern und Bedürfnissen dürften auch dazu führen, dass viele sich vom Massentourismus abkehren werden. Pauschalangebote werden wohl nicht verschwinden, da sie eine gewisse Sicherheit versprechen, die vielen Menschen nach Corona nochmal besonders wichtig sein wird. Dennoch werden die meisten Urlauber verstärkt nach individuellen Urlaubserfahrungen statt nach einer durchgeplanten Reise aus dem Katalog suchen.

Destinationen, die vor Corona vom „Overtourism“ betroffen waren, konnten während der Krise aufatmen – und wohl auch darüber hinaus: Man geht davon aus, dass große Menschenansammlungen noch eine ganze Weile gemieden werden oder sogar gemieden werden müssen. Monate des Social Distancings führten auch zu der Erkenntnis, dass mehr Raum und Platz um sich selbst etwas sehr Wertvolles sein kann. Das kann für abgelegene, noch eher unentdeckte Orte und Regionen zum Vorteil werden.

 

Die Suche nach Resonanz

Gleichzeitig verstärkt die soziale Distanz aber auch den tiefen inneren Wunsch nach menschlicher Begegnung und Beziehung. Auch im Urlaub werden zukünftig Angebote und Destinationen gesucht, die eine Resonanzerfahrung versprechen. Menschen möchten nicht mehr bloß an einen fremden Ort fahren, um dem eigenen Alltag für eine Weile zu entkommen und sich zu erholen, sondern sie möchten sich dort auch verbunden fühlen.

Zudem schärfte die Pandemie das kollektive Bewusstsein für Gesundheit und Nachhaltigkeit. Zukünftige Urlaubsangebote müssen ökologischen, sozialen und hygienischen Erwartungen entsprechen. Es werden ganzheitliche Reiseerfahrungen gesucht und vor allem jene Anbieter ausgewählt werden, die lokale und globale Perspektiven miteinander vereinen.

 

Abschließend ist zu erwarten, dass der Großteil der Menschen nach dem Abklingen der Corona-Pandemie bald wieder verreisen wird. Urlaub ist und bleibt ein Grundbedürfnis, daran besteht kein Zweifel. Allerdings lädt die coronabedingte „Zwangspause“ dazu ein, das Reisen in Zukunft anders zu gestalten. Immerhin wartet mit dem Klimawandel eine weiter globale Krise auf uns, die schon vor der Pandemie ein Umdenken im Tourismus erforderlich machte.

Alle Beteiligten – Mensch und Natur eingeschlossen – werden sich bedanken, wenn wir zukünftig tatsächlich bewusster, achtsamer und nachhaltiger unterwegs sein werden.

 

Quellen:
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/tourismus-nach-corona-alles-auf-resonanz/
https://www.reisevor9.de/inside/was-zwei-zukunftsforscher-ueber-reisen-nach-corona-denken
https://www.nordbayern.de/freizeit-events/reise/reisetrends-2021-so-beeinflusst-corona-die-urlaubsplanung-1.10748568